Spiritualität im Alltag und was es (für mich) wirklich bedeutet
- Yvonne Noll
- 7. Mai 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Okt. 2024
Die Reise zu sich selbst
Das Wort Spiritualität kommt aus dem Lateinischen. Es ist abgeleitet vom Wort Spiritus, was so viel bedeutet wie Atem, Hauch, Lebenshauch oder Geist. Es meint die Hinwendung zum Wesentlichen – zu sich selbst, zu geistigem oder göttlichem. Ein spiritueller Mensch sucht nicht unbedingt in einer bestimmten Religion oder Glaubensgemeinschaft seinen Sinn, sondern beginnt seine Reise bei der Erforschung von sich selbst. Ein spiritueller Mensch kann sich vorstellen – und mit der Zeit kann er es auch immer deutlicher spüren – dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt, als die Wissenschaft beweisen kann. Egal wie man es nennen mag, ob „universelle Intelligenz“, „höhere Macht“, „das Göttliche“ – ganz egal – aber durch die spirituelle Praxis kommt man damit immer mehr in Verbindung und man beginnt, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Dankbarkeit, Zufriedenheit, Glück und Wohlwollen machen sich immer mehr breit in den eigenen Gedanken und im Herzen.

Alltagsrealität neu entdecken und gestalten
Meine tägliche spirituelle Praxis und die Arbeit an mir selbst hat sich mittlerweile zu einem festen Bestandteil meines Lebens entwickelt. Es ist Teil meiner Alltagsrealität geworden und ich wage zu behaupten: wenn jemand sich einmal auf diesen Pfad begeben hat, wird er keinen Schritt mehr zurück gehen wollen. Es ist kein Abrackern oder Abmühen, kein Kampf und keine Anstrengung, es ist kein Anbeten von irgendwelchen Göttern oder ein Humbug, wie manche es betiteln oder sich vielleicht vorstellen, sondern es ist eine Reise zu sich selbst. Eine Reise ganz mit sich. Es ist pures SEIN.
Wie fühlt es sich an DU zu sein?
Wenn ich dich fragen würde, wie es sich für dich anfühlt, einfach ZU SEIN, du zu sein, in dieser Welt zu sein, was würdest du antworten? Spirituelle Praxis bedeutet, sich genau solcher Fragen bewusst zu werden um in ein Gefühl der absoluten Fülle und des Glücks zu kommen. Es bedeutet, sich für sich selbst bewusst Zeit zu nehmen. Sich dem Moment hingeben — denn nur im Moment können wir glücklich sein. Nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Wir Menschen sind aber leider meistens mit unseren Gedanken genau dort und verpassen den Moment und damit unser Glück.
Selbstentdeckung ist Spiritualität im Alltag
Spiritualität im Alltag bedeutet, rauszufinden wer man heute ist und wer man morgen sein möchte. Denn – und das ist das Wundervolle an unserem Leben als Mensch – wir haben jeden Tag auf´s Neue die Möglichkeit, uns dafür zu entscheiden, wer wir sein wollen und wie wir unser Leben gestalten wollen. Wir sind die Schöpfer unseres Lebens. Wir kreieren jeden einzelnen Tag unser Leben und unser Morgen. Ein Teil der spirituellen Praxis ist es, dieses kreieren bewusst zu vollziehen. Es ist ein Akt der Freude und der Dankbarkeit — für das was ist, und das was sein soll. So erträumen wir uns das Leben, welches wir führen wollen.

Die Lernaufgaben unseres Lebens erkennen und dankbar annehmen
Spirituell zu sein, bedeutet für mich des weiteren, sich seiner Themen und Schatten bewusst zu werden und sie an der Hand zu nehmen, anstatt sie unter den Teppich zu kehren oder zu verdrängen. Das können zum Beispiel Probleme sein, die einem im Leben immer wieder begegnen und wo man ganz automatisch, ohne darüber nachzudenken, dem Gegenüber die Schuld dafür gibt. Du kennst das vielleicht von dir selbst, oder von Menschen in deinem Umfeld… Es wird immer wieder gejammert und sich selbst bemitleidet, weil man immer wieder ein solches Pech hat mit dem Arbeitgeber, den Arbeitskollegen, oder dem Partner. Ganz gleich, wie oft man den Partner oder Arbeitgeber gewechselt hat. Doch anstatt bei sich selbst zu suchen, woran es liegen kann, wird die Schuld dem unfairen Leben zugeschoben, dem blöden Zufall oder dem ungerechten Schicksal.
Zu deinem (nicht deines Egos) höchsten und besten Wohle
Dabei geschieht alles im Leben immer zu unserem höchsten und besten Wohl und jede Herausforderung und Schwierigkeit birgt eine Chance oder Möglichkeit für uns. Und wir werden diese ewig selben Themen so lange vom Leben „zugeschoben“ bekommen, bis wir begreifen, was das mit uns zu tun hat, was die Lernaufgabe für uns dahinter ist und wir diese lösen. Erst dann durchbrechen wir diesen Kreislauf und sind bereit für neue Erfahrungen.

Achtsam und bewusst Leben - ist spirituell
Wenn wir uns der Spiritualität öffnen und diesen bewussten Lebensweg gehen, lernen wir das zu verstehen und uns selbst zu reflektieren. Wir können so den Sinn dahinter begreifen, was „das Leben“ uns da vor die Füße schmeißt und warum. Wir eigenen uns im besten Fall einen achtsamen und liebevollen Umgang mit uns selbst an, lernen, uns selbst nicht zu verurteilen für unsere „Fehler“ und werden nachsichtiger mit uns. Wir lernen auch andere Menschen nicht zu beurteilen oder zu bewerten und wir geben niemand anderem die Schuld für die Dinge, die uns geschehen. Es kommt zu einem friedvollen Verständnis und einer Annahme der Herausforderungen des Lebens und der „Geschenke“, die dahinter verborgen sind.
Verborgen, vergraben, verdrängt
Es können aber auch unangenehme Eigenschaften sein, die man an sich einfach akzeptiert hat, weil man denkt „so sei man eben“. Es wird vom Partner, den Freunden oder der Familie erwartet, dass diese einen so zu akzeptieren haben, ganz gleich wie anstrengend, respektlos und verletzend man vielleicht ist. Aber auch dem ist nicht so. Wir haben immer eine Wahl. So ist es auch bei unschönen Erfahrungen in der Vergangenheit, die man als „verarbeitet“ abtut, aber reden möchte man darüber auch nicht mehr – ist ja schließlich vergangen und nicht mehr relevant. Vor allem sehr schmerzliche Erlebnisse sind davon sehr oft betroffen. Wenn wir mit gewissen Themen einfach nicht (mehr) konfrontiert werden wollen, so sind diese in den allermeisten Fällen nicht verarbeitet, sondern tief ins uns vergraben und verdrängt.
Unbewusstes Wirken aus den tiefen unseres Seins
Diese verborgenen Emotionen wirken jedoch so lange in uns, so lange wir ihnen keinen wirklichen Raum gegeben haben und sie richtig aufgearbeitet haben. Sie manifestieren sich als negative Schwingungen/Energien in unserem Körper und erzeugen dort, wenn wir zu lange nicht hinsehen, Krankheiten oder Schmerzen. Diese Emotionen anzunehmen und hinzusehen kann unser Leben verändern. Es kann uns verändern und uns tief im Inneren heilen.

Der Sinn unseres Leben ist es glücklich zu sein
Ich will gar nicht sagen, dass es immer ein Zuckerschlecken ist. Aber jeder einzelne Schatten dem wir uns stellen, jede dieser Chancen die wir nützen um uns weiterzuentwickeln, macht uns Stück für Stück vollkommener, denn genau dafür sind wir auf der Welt – um zu erfahren, zu erleben und uns weiterzuentwickeln und glücklich zu sein. An jedem einzelnen Tag. Und ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen: Durch das Durchleben und Durchschreiten jedes einzelnen Prozesses werden wir als Menschen lebendiger, kraftvoller und glücklicher.
Wahre Spiritualität kommt aus dem Herzen
Es ist ein Grundpfeiler des Glücks für mich geworden, so bewusst durch´s Leben zu gehen. Spirituell zu sein bedeutet für mich, eine offene Geisteshaltung zu haben und sich wieder mit seiner Intuition zu verbinden. Das Erleben des eigenen Seins achtsam zu erkunden und darauf zu hören, was der Körper und die Seele uns sagen… was sie sich wünschen, und sich selbst dann genau das zu geben. Es bedeutet Menschen so sein zu lassen, wie sie sind, mit dem Wissen darum, dass jeder Mensch seine eigene Geschichte, Vergangenheit und Aufgabe hat. Kein Mensch ist einfach so böse, es steckt immer so viel mehr dahinter. Natürlich muss man nicht alle Menschen mögen oder gar lieben. Und ich kann nur zu gut verstehen, dass dieses Bild, welches von der „spirituellen Szene“ oft in die Welt getragen wird — nämlich, dass man alles und jeden lieben muss — viele Menschen, die sich mit der Thematik noch nicht befasst haben, vor den Kopf stößt.
Mitgefühl und Nachvollziehbarkeit
Ich konnte das früher selbst nie verstehen. Ich dachte immer, man kann einfach nicht jeden lieben, was ist das denn für ein Schwachsinn. Das hat mich anfangs sogar richtig getriggert und ich dachte immer, dass ich wohl nie spirituell werden würde, da ich eine derartige Geisteshaltung wohl nie einnehmen werde können. Aber jetzt sag ich euch mal, was meines Erachtens die wahre Essenz dahinter ist…Jemanden einfach so sein zu lassen, wie er ist, ist Liebe genug. Einen Menschen nicht verändern zu wollen, abzuwerten und zu verurteilen, schon das ist Liebe genug. Und das ist etwas, das man tatsächlich lernen kann. Das ist eine Philosophie, die man leben kann, wenn man das möchte. Und ich kann euch sagen, es verändert das eigene Leben immens.
Wahre Spiritualität kommt aus dem Herzen, nicht aus dem Verstand
Wachsen und reifen können wir nur, wenn wir tief in unser Herz spüren und handeln, und nicht von Schutzmechanismen, Mustern, blockierenden Glaubenssätzen und negativen Erfahrungen gesteuert werden. Es bedarf eines klaren, ehrlichen Blicks, einer Verbundenheit mit der eigenen Seele (auch Bauchgefühl oder Intuition genannt) und einer achtsamen und bewussten Handlungsweise.
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